Donner
Ein Kurzfilm über die Trauer eines Kindes und die Kraft der Fantasie
Es ist März als ich mit Jane spreche. Gerade kommt die Sonne etwas durch die dunklen Regenwolken und lässt die Regentropfen auf den Dächern gegenüber glitzern wie bunte Seifenblasen. Ruhig und bedacht erzählt Jane über den Film „Donner – Ein Kurzfilm über die Trauer eines Kindes und die Kraft der Fantasie“.
Jane studiert an der Beuth Hochschule für Technik Berlin und im Rahmen ihres Studiums hat sie zusammen mit vier weiteren Studierenden diesen Film gedreht.
Der Film erzählt die Geschichte von Julius, der sich nach dem Tod seiner Mutter in eine Fantasiewelt flüchtet. Er reist in einer Transportkiste zu den Polarlichtern. Eine Reise, die ihn zu seiner verstorbenen Mutter führen soll. Unterwegs gerät Julius allerdings in einen schweren Sturm, der ihn in die Realität zurückholt und ihn vor die Aufgabe des Abschiednehmens stellt.
Über ein Jahr haben die fünf Studierenden an dem 15minütigen Film gearbeitet. „Wir haben uns jede Woche getroffen und zusammen die Idee entwickelt. Dabei haben wir uns schnell festgelegt, dass wir in die Richtung von Trauer und Tod gehen wollen“, erzählt Jane. „Die Thematik ist spannend, weil jeder Mensch anders mit dem Tod und mit der Trauer umgeht. Wir möchten auch dazu beitragen, dass man darüber redet, traurig zu sein, dass man trauern darf auf seine Weise, weil jeder seine Weise hat und davon wollten wir eine Weise darstellen aus Sicht eines Kindes“, berichtet Jane. „Diese Sichtweise des Kindes wollten wir ganz offen und ehrlich zeigen, ganz authentisch, ohne dass es überdramatisiert wird.“
Auch über ihre eigenen Erfahrungen mit Tod und Trauer haben sich die Studierenden ausgetauscht und wie sich das Leben dadurch verändert hat. „In dem Film erzählen wir jedoch eine Jetzt-Situation, die nicht die Auswirkung erzählt, sondern den Moment. Das ist aber auch ein bestimmter Moment, der Moment sich zu verabschieden“, betont Jane. Auch, dass in dem Film sehr viel ohne Worte gearbeitet wird, viel über Ausdruck und über Bilder transportiert wird.
Wenn man mit Jane spricht, merkt man sehr schnell, dass der Film ein Herzensprojekt der Studierenden ist. Viel Leidenschaft und Herzblut steckt darin. In 15 Minuten Film steckt aber auch unendlich viel Arbeit. Dazu gehört nicht nur die Ideenentwicklung, das Schreiben des Drehbuchs, das übrigens 18 Fassungen hatte, sondern auch viele weitere Aufgaben wie Casting, Requisitenbeschaffung, Filmmusik, Catering für den Filmdreh, Öffentlichkeitsarbeit und natürlich auch die Finanzierung. „Filme machen ist teuer und durch Corona entstanden noch zusätzliche Kosten“, erzählt Jane. So hat das Filmteam auch eine Crowdfundingkampagne gestartet, um Gelder für die Umsetzung des Filmes zu sammeln.
Die Studierenden waren für all diese Aufgaben zuständig genauso wie für die Regie, Licht, Kamera, Schnitt und Produktion. „Wir hatten aber auch viel Zuspruch, Unterstützung und Spenden. Insgesamt haben uns um die 130 Menschen unterstützt. Sie alle haben uns auf der Reise begleitet, die wir für Julius kreiert haben“, sagt Jane mit viel Dankbarkeit.
Auch ich durfte ein kleines Mosaiksteinchen zu dem Film beitragen, indem ich Jane mit Fachwissen zu dem Thema Trauer unterstützte.
„Auch wenn es extrem viel Arbeit war, mental oft stressig, viele Nerven gekostet hat und viele schlaflose Nächte, haben wir vieles mitgenommen, viel gelernt, viele Erfahrungen gesammelt“, erzählt Jane und nach einer kurzen Pause sagt sie: „Es war sehr erfüllend.“
Für Jane, die die Regie im Film führte, gab es eine ganz besondere Situation zu Drehbeginn. Sie hat einen Tag vorher erfahren, dass eine Freundin von ihr im Alter von 21 Jahren gestorben ist. „Es war schon paradox. Dieser Dreh war dadurch wie die Reise von Julius für mich. Eine Verdrängung, das Flüchten der Realität, aber eine gute Reise. Erst danach konnte ich mich auf meine eigene Trauer einlassen.“
Momentan läuft die Postproduktion und im Sommer soll es eine Premiere in einem Berliner Kino geben. Auch wollen die Fünf den Film auf verschiedenen Festivals einreichen und den Film weiter in die Welt hinaustragen, um Menschen damit zu berühren und auch um Menschen, die trauern, zu zeigen, dass sie nicht allein sind.
Als Jane und ich uns verabschieden, hat die Sonne die dunklen Regenwolken vertrieben und der Himmel leuchtet hell, genauso wie irgendwo weit im Norden die Polarlichter.
Hier gibt es mehr Informationen zu dem Filmprojekt:
https://www.startnext.com/donner-kurzfilm