Ein Hüftschwung
Ein Hüftschwung – in Heaven!
Vor kurzem erreichte mich die Nachricht, dass eine langjährige Mitsportlerin gestorben sei. Ich habe viele Erinnerungen an sie. Wir sind uns oft begegnet beim Sport. „Sie war eine der allerersten Mitglieder in unserem Club“, schreibt die Clubmanagerin in einem Nachruf. „Sie hielt uns über 13 Jahre die Treue. Regelmäßig wie ein Uhrwerk kam sie zum Training!“
Manchmal hatte sie ein schwarz-weiß-gepunktetes T-Shirt an, passend zu ihren weißen Haaren. Und einen Hüftschwung hatte sie, der war unglaublich. Ich fragte sie eines Tages, ob sie in ihrem früheren Leben mal Tänzerin gewesen sei – so elegant wie sie konnte niemand sonst die Hüfte schwingen. Nach dem Training saß sie meist noch einige Zeit im Club, trank etwas und beobachtete das rege Treiben.
Auch nach ihrem Schlaganfall kam sie wieder zum Training. Einmal kamen wir in der Umkleide darauf zu sprechen und sie meinte, sie sei so froh, dass sie wieder hier sein könnte. Ich hatte den Eindruck, dass der Club so etwas wie ihr Anker war, wie eine Heimat.
Dann kam Corona und der Club war zu. Eine Clubmitarbeiterin hat wöchentlich mit ihr telefoniert. Auch auf ihrer letzten Reise war der Club dabei, die Clubmanagerin und eine Clubmitarbeiterin waren gekommen, um sich zu verabschieden – mit den schönsten Blumen, ein letzter Gruß vom Club, in dem sie fehlen wird.
Hin und wieder traf ich sie im Kiez auf der Straße. Ich erkannte sie schon von weitem, ihr weißes Haar leuchtete und ihre lila Stiefel und der lila Mantel waren ein Hingucker. Ton in Ton! Dann haben wir einen kleinen Schnack gehalten und uns darauf gefreut, bald wieder zusammen im Sportclub zu trainieren. Das hat leider nicht mehr geklappt.
Zuletzt sah ich sie im Mai, ich fuhr mit dem Rad an ihr vorbei und winkte! Sie hob die Hand zum Gruß zurück. Es waren nur wenige Sekunden – ein Moment für die Ewigkeit, der in Erinnerung bleiben wird.
Wenn ich das nächste Mal wieder im Sportclub trainiere, dann werde ich sie mit einem Hüftschwung grüßen – in Heaven!